Historie

Der Reiterverein „von Seydlitz“ Uedem e.V.

Die Gründung und die ersten Jahre

Im Juni 1907 wurde der Pfarrer Friedrich Frantzen nach altem Brauch durch die Bevölkerung der Gemeinde Uedem eingeholt. 83 Reiter aus Uedem, Uedemerfeld und Uedemerbruch beteiligten sich an der Einholung des Pfarrers. Danach fasste ein Teil dieser Reiter den Entschluss, einen Reiterverein zu gründen.
Die Namen dieser Herren lautete: Johann Kattelans, Uedem; Johann Büns, Neustr.; Johann Beeker, Steinbergen; Theodor Koenen, Uedem; Fritz Hetzel, Keppeln; Karl Derksen, Kirsel; Josef Paeßens, Kirsel; Johann Verhoeven, Stievenshof; Heinrich Thoenes, Uedemerfeld; Viktor Roeloffs, Uedemerfeld; Heinrich Beeker, Uedemerbruch; Lambert Troost, Uedemerbruch; Joh. Tennagels, Uedemerbruch; Lambert Cleven, Kirsel; Gerhard Cleven, Keppeln; Franz Bruns, Persel; Johann Verhoeven, Uedemerfeld; Karl van de Loo, Uedemerfeld.
Diese Herren gründeten den Reiterverein „von Seydlitz“ Uedem und wählten zum Vorsitzenden Herrn Johann Kattelans, der den Verein bis 1958 führte.

Der Verein, der auf sich selbst gestellt war, schloss sich mit den Vereinen Veen, Sonsbeck, Sevelen, Pont und Weeze zu einem sogenannten kleinen Verband zusammen, dessen Vorsitzender ebenfalls Johann Kattelans wurde. Dieser kleine Verband wurde später in den Provinzialverband überführt. Im Jahre 1930 wurde der Kreisverband Kleve gegründet, dessen Vorsitzender Landrat Eich, Stellvertretender Vorsitzender Johann Kattelans wurde. Später wurde Herr Kattelans Vorsitzender und Herr August Sprenger stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes.

Die erste Standarte des Reitvereins wurde im hiesigen Salesianer – Kloster gestickt und im Jahre 1910 durch den Bürgermeister Kühnen mit Schärpen und 8 Degen verliehen. Die Standarte wurde in den letzten Kriegstagen im Jahre 1945 nebst Schärpen durch einen Artillerie – Volltreffer zerstört worden. Dieser traf die Kiste, in der die Utensilien auf dem Speicher von Kattelans aufbewahrt wurden. Die neue Standarte wurde im Jahre 1949 durch den Verein angeschafft und anlässlich des ersten Rennens nach der Front auf der Weide von Gerhard Bodden durch Landrat Albers eingeweiht.

An besonderen Ereignissen wäre noch zu erwähnen, dass der Verein in früheren Jahren mehrere Sternritte durchführte; erstmalig im Jahre 1930. In drei Altersklassen – Reiter bis 40 Jahre, bis 50 Jahre und Reiter ab 50 Jahre in je einer Abteilung – ritt man gen Kleve. Besonders erwähnenswert ist, dass sich der zweiundsiebzigjährige Spediteur Johann Jansen und der siebzigjährige Philipp van Straaten an diesem Ritt beteiligten.

Infolge der Kriegsereignisse ruhte der Verein von 1914 bis 1918 und von 1939 bis 1947. Wenn wir den Verein auch erst im Jahre 1947 wieder aufleben ließen, so muss doch, um der Wahrheit die Ehre zu geben, erwähnt werden, dass bereits im Jahre 1945 unter dem Namen „Club der Pferdefreunde“ mit dem Vorsitzenden Johann Hinkers, Uedemerfeld, der Reiterverein wieder auflebte. Im Jahre 1947 nahm er dann wieder seinen alten Namen „von Seydlitz“ an. Erneut wurde Johann Kattelans zum Vorsitzenden gewählt.

Der Namenspatron

Anno 1721, am 5. Februar, wurde in der lutherischen Gemeinde in Rees ein Junge getauft. Sein Name war Friedrich Wilhelm von Seydlitz. Geboren war er am 3. Februar in Kalkar. Sein Vater stand zu dieser Zeit als Rittmeister im Dragoner – Regiment Sonsfeld. Im Jahre 1725 wurde die Rittmeister in das Cürassierregiment des Markgraf Friedrich Wilhelm von Schwedt versetzt. Nachdem drei Jahre später der Vater starb, fiel der Mutter von Friedrich Wilhelm, Larisa Tugendreich de Klow, die Erziehung zu. Im Jahre 1734 ernannte der Markgraf von Schwedt den dreizehnjährigen Friedrich Wilhelm zu seinem Pagen.

Als Oberbefehlshaber der gesamten preußischen Kavallerie Friedrich des Großen entschied von Seydlitz zur Zeit des siebenjährigen Krieges des Sieg am 5. November 1757 zu Rossbach und den Sieg zu Zorndorf am 25. August 1758. Im Anschluss an den Sieg zu Rossbach wurde Seydlitz zum Generalleutnant und Chef eines Cürassierregiments ernannt, außerdem erhielt er den schwarzen Adlerorden.
Am 8. November 1773 verstarb der Reitergeneral der Kavallerie Friedrich Wilhelm von Seydlitz – Kurbach im Ohlau. Er hinterließ zwei Töchter.

Veranstaltungen

Seit den ersten Jahren veranstaltete Der RV „von Seydlitz“ Uedem jährlich Rennen, in denen Vereinsmitglieder und auch eingeladene Reiter anderer Vereine gegeneinander antraten. Am 15.6. 1908 startete das erste Wettrennen. Dies war immer ein Publikumsmagnet.

Später veranstaltete der Verein Fuchsjagden, nahm an Dressur- und Springprüfungen bei Turnieren teil. Dabei kam es ab dem Jahr 1950 zu etlichen Platzierungen, wie z.B:

Mannschaftswettkampf um Kreisstandarte Mannschaftsspringen beim Kreisturnier
1952     1. Platz
1958     1. Platz
1959     1. Platz
1960     4. Platz
1961     2. Platz
1966     1. Platz
1957     1. Platz
1959     1. Platz

Auch die Jugend bzw. jungen Reiter waren damals sowohl im Kreis als auch über die Grenzen hinaus, erfolgreich.

Mannschaftswettbewerb um die Landesjugendstandarte
1958     5. Platz
1960     1. Platz
1962     2. Platz
1963     1. Platz
1964     10. Platz
1965     2. Platz
1966     3. Platz
1967     3. Platz
(Um hier nur einmal einige Platzierungen zu nennen.)

Im Jahre 1964 ereignete sich etwas Besonderes im Vereinsleben und im Leben einer einzelnen Person!

Theo Hebben, Deutscher Juniorenmeister der Vielseitigkeit

Den größten Erfolg des Jahres erzielte der Jungreiter Theo Hebben in Euskirchen beim Austragen der Deutschen – Junioren – Meisterschaft 1964. Theo Hebben hatte sich in Krefeld beim Jugendturnier dafür qualifiziert. Erstmalig wurde in Euskirchen die Deutsche Vielseitigkeitsmeisterschaft der Junioren ausgetragen. Gefordert wurde eine Stubbendorfprüfung, Dressur- und Springprüfung. 21 Jugendliche gingen an den Start. Nach der Dressur am Freitag belegte er den dritten Rang, am Samstag konnte er den Geländeritt so günstig entscheiden, dass er auf den zweiten Platz der Gesamtwertung vorrückte. Der große Erfolg gelang ihm bei der Springprüfung am Sonntag, die Theo Hebben fehlerlos beendete. Damit hatte er sich die Goldmedaille in der Vielseitigkeitsprüfung, den Titel eines Deutschen Juniorenmeisters, erkämpft. Theo Hebben erhielt die Meisterschaftsschärpe und die Goldene Medaille des Hauptverbandes für Zucht und Prüfung Deutscher Pferde.

Alles wurde getan, um den Juniorenmeister würdig zu empfangen. Als Theo im gegen 23 Uhr an der Gemeindegrenze eintraf, hatten sich beim Schein zahlreicher Fackeln am Hause Hinkers viele Mitbürger und Reiterfreunde eingefunden. Sichtlich bewegt nahm Theo Hebben, geschmückt mit der schwarz – rot – goldenen Schärpe und auf seinem treuen „Domfalk“ sitzend, die zahlreichen Glückwünsche entgegen, die durch den stellvertretenden Vorsitzenden Johann Cleven eröffnet wurden. In seinem Glückwunsch würdigte er die Leistung des Siegers. Ihm schlossen sich der Kreisverbandsvorsitzende Peter Mott, die Bürgermeister des Amtes und der Gemeinde, Hr. Rickert und Hr. Goertz, sowie der der Vorsitzende des Landw. Ortverbandes, Heinrich Poen, an. Schließlich dankte auch Reitlehrer Heinz Lange seinem erfolgreichen Schüler und versprach ihn bei der Verteidigung des Titels im nächsten Jahr zu unterstützen.

1965 und 1966 ging Theo Hebben erneut bei der Austragung der Deutschen Juniorenmeisterschaft an den Start. 1965 errang er dabei den beachtlichen 4. Platz, 1966 immerhin den 6. Rang.
1965 verhinderte die Erkrankung seines „Domfalks“ die Teilnahme an den Europameisterschaften in Warendorf. Bei den Vorentscheidungskämpfen in Bielefeld konnte er sich trotz eines Sturzes im Gelände auf den 10. Rang platzieren und somit für die Ausscheidungskämpfe in Warendorf nominieren. Dort erkrankte dann das Pferd.

Das Vereinsprogramm

Der Reiterverein „von Seydlitz“ Uedem hat rund 180 Mitglieder. Gerade in den letzten Jahren traten vermehrt neue Reit- und Pferdefreunde dem Verein bei.

Auch um die Freizeitreiter, die die breite Masse bilden, bemüht sich der Verein, in dem er interne Ausritte, Ausritte zu denen Reiter anderer Vereine eingeladen werden und die alljährliche Fuchsjagd am letzten Sonntag im Oktober anbietet. Bei der Fuchsjagd steht zunächst ein gemeinsamer Ausritt – meist in drei Feldern – auf dem Programm. Danach wird ein gemeinsames Mittagessen. Bis 2012 gab es noch das Fuchsschwanzgreifen auf dem Rücken der Pferde. Eine „Meute“ von Reitern jagte den „Fuchs“ – einen Reiter, der an seiner Schulter einen Fuchsschwanz befestigt hatte. Wer den Fuchsschwanz ergriff, war der neue „Fuchs“. Doch da dieses Vorgehen einiges an Pferd und Reiter abverlangte und im Laufe der Jahre die Bereitwilligkeit und Möglichkeit der Mitglieder geringer wurden, wurde darauf ganz verzichtet.

Das Jahr 2007 war für den Reiterverein „von Seydlitz“ Uedem ein Jubiläumsjahr. Er feierte das 100jährige Bestehen. Auf Grund dessen fiel das dritte Freizeitreiterturnier zu Gunsten einer zweitägigen Pferdeleistungsschau aus. Jedoch fand auch dieses auf dem Gelände der Hohen Mühle, einem so schönen Wahrzeichen der Gemeinde Uedem, statt.

Seit 2011 findet auf dem Maashof der Familie Wirtz immer Ende August bzw. Anfang September ein Turnier statt. Es erfreut sich an vielen Nennungen und eines breiten Publikums.